Jeder Mensch geht unterschiedlich mit Geld um und hat eine andere Einstellung zum Risiko. Bei der Geldanlage ist das Erkennen und Verstehen der eigenen Risikobereitschaft absolut entscheidend für den langfristigen Erfolg und einen ruhigen Schlaf. Wer sein Risiko nicht kennt oder es überschätzt, läuft Gefahr, in panischen Marktphasen die falschen Entscheidungen zu treffen. Dieser Ratgeber hilft Ihnen, Ihre individuelle Risikobereitschaft zu ermitteln, erklärt die verschiedenen Risikotypen und zeigt Ihnen, wie Sie eine Anlagestrategie entwickeln, die perfekt zu Ihnen und Ihren Zielen passt.
Was ist Risikobereitschaft bei der Geldanlage?
Risikobereitschaft beschreibt Ihre persönliche Fähigkeit und Bereitschaft, Wertschwankungen oder potenzielle Verluste bei Ihren Geldanlagen zu akzeptieren. Sie ist ein Zusammenspiel aus:
- Risikotragfähigkeit: Das ist Ihre objektive Fähigkeit, Verluste zu verkraften, ohne in finanzielle Schwierigkeiten zu geraten. Faktoren hierfür sind Ihr Einkommen, Ihre Ersparnisse (z.B. Ihr Notgroschen auf dem Tagesgeldkonto), Ihre Ausgaben, Ihr Anlagehorizont und Ihre sonstigen finanziellen Verpflichtungen (z.b. Ratenkredite, Autokredite).
- Risikoneigung: Das ist Ihre subjektive psychologische Einstellung zum Risiko. Sind Sie jemand, der bei Kursschwankungen ruhig bleibt, oder geraten Sie schnell in Panik? Wie viel Unsicherheit können Sie ertragen?
Beide Aspekte sind wichtig. Wer eine hohe Risikotragfähigkeit hat, aber eine geringe Risikoneigung, wird mit riskanten Anlagen nicht glücklich. Umgekehrt ist es fahrlässig, hohe Risiken einzugehen, wenn die finanzielle Situation dies objektiv nicht zulässt.
Die gängigen Risikotypen: Wo stehen Sie?
Finanzberater teilen Anleger oft in verschiedene Risikotypen ein. Dies kann Ihnen als erste Orientierung dienen:
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Sicherheitsorientierter Anleger (Risikoscheu):
- Priorität: Kapitalerhalt steht über allem. Mögliche Verluste sollen ausgeschlossen werden.
- Typische Anlagen: Tagesgeld, Festgeld, sichere Anleihen, Bausparverträge.
- Rendite: Geringe, aber planbare Renditen.
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Konservativer Anleger:
- Priorität: Sicherheit ist wichtig, geringe Wertschwankungen werden toleriert, um minimale Renditen zu erzielen.
- Typische Anlagen: Mischung aus sicherem Festgeld, Anleihen und einem kleinen Anteil an breit gestreuten ETFs oder konservativen Fonds.
- Rendite: Moderate Renditen bei geringem Risiko.
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Ausgewogener Anleger:
- Priorität: Ziel ist ein gutes Verhältnis zwischen Rendite und Risiko. Moderate Wertschwankungen werden akzeptiert.
- Typische Anlagen: Ausgewogenes Portfolio aus Anleihen/Festgeld und Aktien-ETFs (z.B. 50% Anleihen, 50% Aktien).
- Rendite: Solide Renditechancen bei mittlerem Risiko.
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Wachstumsorientierter Anleger:
- Priorität: Überdurchschnittliche Renditen stehen im Vordergrund. Höhere Schwankungen werden bewusst in Kauf genommen.
- Typische Anlagen: Höherer Anteil an Aktien-ETFs oder Einzelaktien, Branchen-ETFs, eventuell auch Immobilienfonds.
- Rendite: Hohe Renditechancen bei höherem Risiko.
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Chancenorientierter Anleger (Spekulativ):
- Priorität: Maximale Rendite ist das Ziel, auch wenn dies mit der Akzeptanz hoher Verluste verbunden sein kann.
- Typische Anlagen: Einzelaktien mit hohem Risiko, Kryptowährungen, Derivate, spekulative Fonds.
- Rendite: Potenzial für sehr hohe Gewinne, aber auch für Totalverlust.
So ermitteln Sie Ihre persönliche Risikobereitschaft
Um Ihre Risikobereitschaft realistisch einzuschätzen, stellen Sie sich folgende Fragen:
- Anlagehorizont: Wie lange kann ich auf das Geld verzichten? (Je länger, desto mehr Risiko können Sie eingehen, da Schwankungen über die Zeit ausgeglichen werden können.)
- Finanzielle Polster: Habe ich einen ausreichenden Notgroschen auf meinem Tagesgeldkonto?
- Schulden: Habe ich hochverzinste Schulden (z.B. Dispokredit), die ich lieber zuerst tilgen sollte?
- Einkommen und Stabilität: Ist mein Einkommen stabil? Habe ich finanzielle Verpflichtungen (Kinder, Immobilienkredit)?
- Verlustängste: Wie würde ich mich fühlen, wenn mein Depot innerhalb eines Monats 10% oder 30% an Wert verlieren würde? Würde ich in Panik geraten und verkaufen oder ruhig bleiben?
- Wissen: Habe ich genug Finanzwissen, um die Risiken der von mir gewählten Anlageprodukte (z.B. ETFs, Aktien) zu verstehen?
Ehrliche Antworten auf diese Fragen helfen Ihnen, Ihr objektives Risiko und Ihre psychologische Belastungsgrenze zu erkennen.
Anlagestrategie an Risikobereitschaft anpassen
Sobald Sie Ihre Risikobereitschaft kennen, können Sie Ihre Anlagestrategie entsprechend anpassen:
- Sicherheitsorientiert: Hauptsächlich Tagesgeld und Festgeld.
- Konservativ bis Ausgewogen: Eine Mischung aus sicheren Zinsanlagen und breit gestreuten Aktien-ETFs über einen ETF-Sparplan. Dies ist die Strategie, die für die meisten Anleger den besten Kompromiss aus Sicherheit und Rendite bietet.
- Wachstumsorientiert: Ein höherer Anteil an Aktien-ETFs oder ausgewählten Einzelaktien, aber immer noch mit dem Fokus auf Diversifikation.
Der Schlüssel ist, eine Strategie zu wählen, die Sie auch in schwierigen Marktphasen beibehalten können, ohne in Panik zu geraten und Verluste zu realisieren.
Fazit: Risikobereitschaft – der Kompass Ihrer Geldanlage
Ihre persönliche Risikobereitschaft ist der Kompass, der Sie durch die Welt der Geldanlage führen sollte. Eine realistische Einschätzung Ihrer Fähigkeit und Bereitschaft, Risiken einzugehen, ist fundamental für eine erfolgreiche und stressfreie Vermögensbildung. Nehmen Sie sich die Zeit, diesen wichtigen Aspekt Ihrer Finanzen zu klären, bevor Sie investieren. So vermeiden Sie Fehlentscheidungen und können Ihre Ziele mit Zuversicht erreichen.
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